Pfingsttour mit der Segeljolle südöstlich von Berlin
Unsere diesjährige Pfingsttour sollte durch die Brandenburger
Seen gehen, erstens wegen der etwa 100 km kürzeren Autofahrt, zweitens
weil wir noch nie dort waren. Es ist allerdings nicht ganz einfach, etwa
50 km Wasserstrecke mit möglichst vielen Seen und möglichst wenig
Kanalstrecke zu finden. Außerdem sollte sich in der Nähe des
Startpunktes und am Streckenverlauf eine Eisenbahnlinie befinden, um zurück
zum Auto zu kommen.
Es ist nach 21:30, als wir auf dem Campingplatz Teupitzsee
ankommen. Alles wirkt etwas verlassen, wir finden aber ohne Probleme einen
Platz, wo wir Zelt und Auto hinstellen können.
Am nächsten Morgen suche ich eine Möglichkeit,
die Übernachtungsgebühr zu bezahlen, aber die Hütte mit
der Aufschrift „Platzwart“ ist verschlossen. Also erst mal frühstücken.
Als ich danach eine Stelle suche, wo ich das Boot ins Wasser setzen kann,
fragt mich ein Mann, wer uns denn auf den Campingplatz gelassen hätte.
Es stellt sich heraus, das es der Platzwart ist, und etwas später
ist er tatsächlich in seiner Hütte anzutreffen, und ich kann
16 Euro für die Übernachtung bezahlen.
Kurz vor zwölf ist das Boot beladen und das Auto
auf dem Parkplatz abgestellt. Wir rudern auf den Teupitzsee hinaus. Nach
etwa 300 Metern stellen wir fest, dass unser Jüngster keine Sonnenbrille
mehr auf hat. Wir hatten ihm doch eine aufgesetzt? Er meint, er hätte
sie auf den Steg gelegt. Wir überlegen, ob es sich lohnt zurückzurudern.
Auf die Aussage eins 2 ¾ jährigen ist nicht unbedingt Verlass.
Eben so gut kann die Sonnenbrille ins Wasser gefallen sein, oder im Gepäck
verschwunden sein. Ich rudere trotzdem zurück, und tatsächlich
liegt die Sonnenbrille auf dem Steg.
Kurz nach zwölf, zweiter Versuch. Diesmal klappt
es. Wir rudern am Kohlgarten vorbei, einer Halbinsel, auf der wir gestern
Abend mit dem Auto umherirrten, bei dem Versuch den Zeltplatz zu finden.
Nach
dem Schweriner See und dem Zemminsee kommt die Autobahnbrücke. Der
Mast von unserer Jolle ist 5 Meter hoch. Die Autobahnbrücke leider
nur 4 Meter. Also Mast umlegen und nach der Brücke wieder aufrichten.
Ich hätte genauer auf die Karte schauen sollen, denn nach der nächsten
Biegung kommen zwei weitere Brücken, die niedrigere davon ist etwa
3 Meter hoch. Also wieder Mast umlegen. Diesmal lasse ich den Mast liegen,
da zwischen dem Schulzensee und dem Großen Moddersee eine Zugbrücke
eingezeichnet ist. Bei Bedarf Öffnung zu jeder vollen Stunde gegen
3 Euro Gebühr pro Boot. Es besteht kein Bedarf, der Mast liegt ja
noch.
Nach dem Kleinen Moddersee und dem Moddergraben (klingt
schlimmer als es ist) kommt der Kleine Köriser See. Der Wind ist günstig,
also richten wir den Mast wieder auf. Als auch das Segel oben ist, ist
der Wind weg. Langsam schleichen wir mit schwachem Wind über den See.
Über den Kanal zum Hölzernen See führt eine weitere Brücke,
auch wieder niedriger als 5 Meter. Zum dritten Mal Mast legen.
Inzwischen ist es spät, wir haben die Wahl zwischen
der Campingges.(ellschaft??) Dubrow und dem Waldseecamping in der Nähe
von Neubrück. Wegen den Namens entscheiden wir uns für das Waldseecamping.
Die Einrichtung ist mehr für Dauercamper ausgelegt, auch eine Slipstrecke
für größere Boote ist vorhanden. Aber für Wasserwanderer
ist direkt in Wassernähe eine kleine Ecke zum Zelten vorhanden, so
dass wir unseren ganzen Krempel nicht so weit tragen müssen. Die Nähe
zum Wasser hat allerdings auch den Nachteil, dass wir schon nach kurzer
Zeit zwei unserer Kinder komplett neu einkleiden müssen. Bei der Anmeldung
beim Platzwart (15 Euro die Nacht) erhält man einen Schlüssel,
mit dem man sämtliche Einrichtungen des Zeltplatzes nutzen kann.
Nachdem
die Kinder im Schlafsack sind, lassen wir den Tag bei einer Tasse Tee auf
dem Bootssteg ausklingen. Von der Disco der Campinggesellschaft Dubrow
erreicht uns die Musik in Zimmerlautstärke, so dass wir ganz froh
sind, diesen Platz nicht gewählt zu haben.
Am nächsten „Morgen“ so gegen 12:00 segeln wir wieder
los, Richtung Schmöldesee. Der Wind ist bezüglich Stärke
und Richtung mal wieder ziemlich entschlusslos, so das wir nach 2 km wieder
zu den Rudern greifen.
Am Langen See, der gar nicht so lang ist, suchen wir
uns eine Stelle zum Pause machen und baden. Das Wasser ist allerdings noch
bitter kalt.
Als wir uns wieder auf den Weg machen ist es schon halb
sechs, aber wir müssen noch bis zum Wolziger See, denn dort ist der
nächste erreichbare Zeltplatz. Als wir los fahren, weht noch ein recht
kräftiger Wind, so dass wir Mühe haben, das Segel hoch zu ziehen.
Jedoch um so weiter wir auf den Langen See hinaus kommen, um so schwächer
wird der Wind.
Recht spät erreichen wir den Wolziger See, und von
dem Zeltplatz, der sich laut Karte an seinem Südufer befinden sollte,
ist nichts zu sehen. Erst als wir einem Kanu folgen, dass sich zielgerichtet
auf eine schmale Lücke im Schilf zu bewegt, finden wir ihn. Er liegt
ziemlich versteckt an einem kleinen Hafen und ist vom Wasser aus nicht
zu sehen.
Der Zeltplatz Kolberg ist kinderfreundlich, es ist ein
schöner Spielplatz vorhanden, und dass Wasser ist ein Stück entfernt.
Dafür müssen wir unsere Ausrüstung ziemlich weit tragen.
Das Boot können wir in einer Ecke des kleinen Hafens liegen lassen,
wir brauchen es heute nicht an Land ziehen. Angenehm.
Die Platzwartin, die mich misstrauisch beäugt, wie
ich aus einem Stück Motorradschlauch eine neue Dichtung für unseren
„Juwel“ Benzinkocher schneide, ist ansonsten sehr freundlich. 16 Euro kostet
die Nacht.
Der Zeltplatz besitzt einen Kiosk mit Getränkeverkauf.
Die ausgezeichnete Bierversorgung trägt nicht unbedingt zur Einhaltung
der Nachtruhe bei. Unsere Zeltnachbarn schwelgen in Ost-Erinnerungen. Sie
singen das Lied vom „Kleinen Trompeter“ und „Wenn Mutti früh zur Arbeit
geht“. Die „Internationale“ scheitert am Text. Irgendwann schlafen wir
trotz dem ein.
Es dauert seine Zeit, bis wir am nächsten Morgen
gefrühstückt und unseren Krempel im Boot verstaut haben. Wieder
ist es nach 12:00, als wir endlich los fahren. Das ist schlecht. Die Zeltplätze
sind recht dünn gesät, so dass wir heute 16 km bis zum nächsten
Zeltplatz am Großen Storkower See vor uns haben. Auch der Wind lässt
uns wieder im Stich. Anderthalb Stunden benötigen wir für die
3 km über den Wolziger See. Weil
die Kinder auch mal rudern wollen brauchen wir weitere 2 Stunden für
die 3 km Kanal bis zur Kummersdorfer Schleuse. Ich rechne gerade aus, wann
wir bei dieser Geschwindigkeit den Zeltplatz erreichen, bis zu dem es nun
noch 10 km sind.Manchmal geschehen Wunder. Genau als ich errechnet habe,
dass es wohl kaum vor 22:00 sein wird, fragt uns ein Pärchen in einem
Holzsegelboot, ob sie uns ein Stück schleppen sollen.
Wir wollen. Nochmals vielen Dank, falls Sie das mal lesen
sollten. Die 6 km bis zur Storkower Schleuse sind in einer knappen Stunde
geschafft.
Das Schleusen geht relativ schnell. Wir sind ganz vorn
in der Schleuse und fahren auch als erstes raus. Gleich hinter der Schleuse
ist eine Selbstbedienungs-Zugbrücke. Selbige öffnet sich gerade.
Da wir langsam und höflich sind, rudere ich an den Rand, und lasse
die Motorboote überholen, damit sie nicht hinter mir herzuckeln müssen.
Das rächt sich bitter. Noch ehe wir durchfahren
können, schaltet die Ampel auf rot. Etwas mehr Intelligenz hätte
ich der Anlage schon zugetraut, Lichtschranken oder so was, die schauen
ob noch mehr Boote kommen, zum Beispiel. Es hilft auch nichts, dass ich
den Öffnungsanforderungsschalter betätige, nach einer Zeit für
Boote im Gegenverkehr geht die Zugbrücke zu.
Irgendwann geht sie auch wieder auf. Mindestens eine
Viertelstunde hat uns die Höflichkeit gekostet.
Wir rudern über den Großen Storkower See.
Nach 4 km erreichen wir den Campingplatz Dahmsdorf. Jedenfalls ragt ein
Steg aus dem Schilf, auf dem ein großes Schild prangt: „Private Steganlage,
Anlegen von fremden Booten nicht erlaubt, Steganlage ist verschlossen“.
Und darunter ein kleineres: „Campingplatz Wasserwanderer“, das mir wieder
Hoffnung gibt, dass man hier doch anlegen darf.
Das
tun wir auch. Ich suche die Hütte vom Platzwart. Das ist einfach,
obwohl der Campingplatz groß ist: Immer dem Lärm nach. Die Hütte
ist bereits zu, keiner mehr da. Zu meiner Freude bedauern die beiden Alleinunterhalter
gerade, dass sie sich bald von den Zuhörern verabschieden müssen.
Wegen der vielen Mücken essen wir im Zelt.
Am nächsten Morgen ist das Tor zum Steg tatsächlich
verschlossen. Ich suche den Platzwart auf, um zu fragen, wie man den Zeltplatz
wieder verlassen kann, und um etwas Geld los zu werden. Der Platzwart ist
darüber hoch erfreut. Die Nacht kostet 10 Euro. Am Steg käme
immer mal jemand vorbei, der aufschließt, ist die Auskunft. Während
wir abbauen kommt tatsächlich jemand, der ein Boot am Steg hat. Ich
lehne meine Ruder an das offene Tor, damit er nicht auf die Idee kommt,
es wieder zu zu schließen.
Heute ist viel Wind. Aus Südost. Heute müssen
wir nach Hause. Ich überlege, ob wir mit achterlichem Wind zurück
nach Storkow segeln, oder ob wir Richtung Wendisch Rietz kreuzen. Da der
Wind sehr stark ist, entscheide ich mich für Wendisch Rietz. Da kann
ich bei einer Böe besser die Schot fieren und notfalls in den Wind
drehen.
Der Wind drückt das Boot gegen den Steg und das
Ablegemanöver misslingt etwas. Ein Angler macht einige dumme Bemerkungen.
Soll er erst mal ablegen bei dem Wind und drei Kindern im Boot.
Einmal
auf dem Wasser ist es dann gar nicht mehr so schlimm mit dem Wind. Nach
einem Kilometer, aus dem wegen des Kreuzens bestimmt 5 km werden, kommen
noch mal 2 km Kanal. Und noch mal eine Brücke. Die Brücke ist
etwas niedriger als unser Mast. Mit etwas Schräglage müsste es
zu schaffen sein. Ich lasse erst mal zwei wellenerzeugende Motorboote vorbei.
Mit Schräglage und nur noch 5 cm Freibord kann ich mir Wellen nicht
leisten. Es passt erst mal. Doch kurz bevor wir ganz durch sind, bleibt
der Verklicker zwischen zwei Holzträgern hängen. Zu allem Überfluss
kommt auch noch ein Motorboot in Sicht. Wir neigen das Boot noch etwas
mehr, ich rudere aus Leibeskräften, so kommen wir doch noch frei.
Nur die Achse vom Verklicker ist etwas verbogen.
Hinter der Schleuse in Wendisch Rietz legen wir an. Ich
schaue auf den Fahrplan, den ich mir noch zu Hause aus dem Internet geholt
hatte. In einer halben Stunde fährt ein Zug. Unser Jüngster ist
begeisterter Eisenbahnfahrer. Mit ihm zusammen gehe ich zum Bahnhof, er
kostet ja noch nichts. Die Fahrt zurück nach Groß Köris
kostet 4,40 Euro. Knapp zwei Stunden dauert die Eisenbahnfahrt, davon eine
dreiviertelstunde Aufenthalt in Königswusterhausen, wo ich mir erst
mal einen Döner leiste. Vom Bahnhof Groß Köris bis zu unserem
Auto sind es dann noch mal 6 km.
Laut Fahrplan müsste heute, am Montag, ein Bus fahren.
Aber erst in einer Stunde. Außerdem ist heute Pfingstmontag, vielleicht
zählt das wie Sonntag, dann wäre der letzte Bus schon weg. So
laufen wir erst mal Richtung Auto und ich versuche zu trampen. Ist dabei
unser Jüngster nun ein Vor- oder ein Nachteil? Vater mit Kind erregt
vielleicht Mitleid. Andererseits kann der Transport eines Kindes ohne Kindersitz
auch einen Punkt in Flensburg kosten. Selbst wenn man nur 30 km/h fährt.
Ein viel höheres Tempo lassen die Straßen hier nicht zu. Nach
einer halben Stunde hält jedenfalls jemand an, zwei junge Männer,
die sogar noch einen kleinen Umweg fahren, um uns bis zum Campingplatz,
wo das Auto steht, zu bringen.
Das Auto ist noch da (das ist nicht selbstverständlich,
ich habe es auch schon mal anders erlebt), nach einer Stunde sind wir zurück
bei Frau und Kindern und Boot. Das Aus-, Ein- und Aufladen dauert noch
mal eine Stunde. Auf der Heimfahrt regnet es, da fällt der Abschied
nicht so schwer. Dienstag, 1:15 Uhr sind wir zu Hause in Jena.