Sommer 2024


Windfinder sagt für die nächsten Tage westliche Winde mit Stärke 3 bis 4 voraus. Deshalb ist der Plan für dieses Jahr, wieder einmal von Arnis an der Schlei in Richtung Osten zu segeln. Auf Rügen wollen wir uns dann die Störtebeker-Festspiele ansehen. Unterwegs in Rostock oder Stralsund können wir meine Tochter einsammeln, sie hat noch Prüfungen. Vorerst ist nur mein Sohn mit unterwegs.
Als ich mir am Sonntagabend nach der Ankunft in Arnis noch einmal die Wettervorhersage ansehe, sieht es allerdings schon etwas anders aus: Die nächsten Tage zwar noch 3 bis 4 Bft, aber aus unterschiedlichen Richtungen, bevor dann in etwa 4 oder 5 Tagen starker Wind mit 6 und 7 Bft folgt - für uns mit der FAM nicht mehr segelbar. Mal schauen, wie es sich wirklich entwickelt.

Montag, 05.08.2024
Da heute der Wind mit 3 aus West und morgen mit 4 aus Ost wehen soll, bietet sich für den Anfang ein Abstecher nach Marstal an, da waren wir schon lange nicht mehr. Vorerst ist allerdings überhaupt kein Wind und so geht es unter Motor in Richtung Kappeln. 9:40 Uhr passieren wir die Brücke. Die Nutzung eines leisen Windhauchs, dem wir mühsam eine Meile abringen, macht keinen Spaß und so geht es unter Motor in Richtung Schleimünde. Die Hoffnung, draußen auf dem Meer endlich den vorhergesagten Wind anzutreffen wird enttäuscht, auch hier herrschen Ententeichbedingungen und manchmal sogar leichter Gegenwind. Einige wenige Meilen können wir aber doch noch unter Segel zurücklegen. Erst als wir die Ansteuerungstonne von Marstal passiert haben und Kurs Nord auf die Hafeneinfahrt nehmen kommt der versprochene Wind, leider nutzt er uns jetzt nicht mehr allzu viel.
Eine freie Box zu finden ist heute leicht, es sind noch ausreichend Plätze frei.

Dienstag, 06.08.2024
Nach Brötchenkauf beim Super Brugsen und Benzinkauf bei einer kleinen Tankstelle mit Kartenautomat geht es heute zurück in die Schlei. Eine Fahrt nach Bagenkop und Fehmarn, woran ich auch schon gedacht hatte, wäre genau gegen den Wind.
Im Gegensatz zu gestern entspricht der Wind heute der Vorhersage: Südsüdost, später Ostsüdost mit Stärke 3, später 4. Die Wellen sind einen reichlichen halben Meter hoch, es geht flott voran. Trotzdem wollen die 20 Meilen natürlich gesegelt sein, es dauert eine Weile, bis das gegenüberliegende Ufer in Sicht kommt. Aber es macht Spaß, so mit Raumwind zu segeln.
An der Schleimündung stauen sich die Boote fast, heute sind viele unterwegs. Zum Glück wollen nicht alle nach Maasholm, so dass wir problemlos eine freie Box finden. Nur mit Backfisch zum Abendbrot wird es wieder nichts. Die Schlange am Kiosk ist furchtbar lang, das war beim meinem letzten Besuch hier vor 3 Jahren auch schon so.

Mittwoch, 07.08.2024
Bis zu den angekündigten Starkwindtagen, die wir in Kiel verbringen wollen, haben wir noch zwei Tage Zeit. Heute soll es erst mal nach Eckernförde gehen. Wind ist heute fast keiner, so dass wir erst mal unter Motor starten. Wieder geht es aus der Schlei raus. Vorbei an Damp, wo im Hafen nur wenige Masten sichtbar sind. Die Schäden, die die Sturmflut im vergangenen Herbst angerichtet hat, sollen noch nicht behoben sein, hatte der Hafenmeister in Arnis gesagt.
Später versuchen wir es nochmal mit Segeln, in einer reichlichen Stunde schaffen wir 2 Meilen, dann ist der Wind ganz weg.
Vorbei geht es am Militärhafen, wo erstaunliche viele private PKWs auf der Mole stehen, zumindest lässt die Farbgebung der PKWs dies vermuten.
Nach leichtem Nieselregen auf der Förde laufen wir gegen 15:00 Uhr in den Hafen des SC Eckernförde ein. Gerade so können wir noch eine Plane über das Cockpit spannen, bevor es richtig zu regnen beginnt. Unter der Plane trinken wir Kaffee. Der Regen dauert nicht lang, so dass ich anschließend noch zum Lebensmitteleinkauf nach Eckernförde reinlaufen kann.

Donnerstag, 08.08.2024
Der Wind soll schon am Nachmittag stärker werden, deshalb fahren wir relativ zeitig los. Wind aus West mit Stärke 3. Schönes entspanntes Segeln.
Wir halten uns nördlich des durch gelbe Bojen markierten Warngebiets. Beim SKS-Törn vor vielen Jahren kam im Warngebiet eine Armee-Schlauchboot längsseits und wir wurden gebeten, das Warngebiet zu verlassen. Kein Vorwurf damals, dass wir etwas falsch gemacht hätten, wir wurden einfach informiert. Auch heute fährt ein Armee-Schlauchboot auf und ab, aber es nimmt kein Anstoß an einigen Segelbooten, die das Warngebiet queren, so dass wir das irgendwann auch tun.
Vor dem Leuchtturm Bülk nimmt der Wind zu, so dass wir erst das erste und später auch das zweite Reff einbinden. Für die letzten zwei Meilen bis Kiel Schilksee gegen den Wind nehmen wir den Motor. Wie immer finden wir im Südlichen Hafen ganz innen eine freie Box. Unser Liegeplatz für die kommenden 2 Starkwindtage wäre damit gesichert.
Essen kochen sparen wir uns heute, wir gehen in die Pizzeria direkt hier am Hafen.

Freitag, 09.08.2024
Heute können wir ausschlafen. Brötchen gibt es direkt am Hafen. Frühstück gibt es heute in der Kajüte, draußen ist es zu feucht und zu windig. Es fahren nur wenige Boote raus, aber für Kiter und Wing-Surfer scheint da Wetter genau richtig zu sein. Von der Aussichtsplattform auf dem Hafenmeistergebäude schaue ich ihnen eine Weile zu. Wie man auf einem Foil fahren kann, ist mir absolut schleierhaft, ich hatte schon auf einem Surfbrett Probleme, als ich das vor vielen Jahren mal versuchte.
Für mehr als einen Spaziergang zum Leuchtturm Bülk reicht mein Elan heute nicht. Irgendwie ist die Strecke auch länger als gedacht, gestern mit dem Boot schien es nicht so weit zu sein.

Sonnabend, 10.08.2024
Heute schauen wir uns das U-Boot und das Marine-Ehrenmal in Laboe an. Mit der Fähre geht es gegen Mittag über die Förde. Das U-Boot habe ich mir vor Jahren schon mal angeschaut, aber mein Sohn hat es noch nicht gesehen. Interessant finde ich, dass es sogar noch nach dem 2. Weltkrieg bis 1962 von Norwegen genutzt wurde.
Das Marine-Ehrenmal ist innen im wesentlichen hohl.

Genutzt wird es nur von Vögeln, die oben in den Fensternischen nisten. Aber von der Plattform hat man eine super Aussicht über die Kieler Förde.

Der Wind ist heute etwas schwächer als gestern, aber immer noch recht stark. Morgen wäre es möglich, mit Westwind, Stärke 4 bis 5, nach Heiligenhafen zu fahren. Aber dann soll der Wind erst mal auf Ost drehen. Nach Rügen zu fahren, wo wir die Störtebeker Festspiele anschauen wollen, scheint ohne Gegen-den-Wind-Gebolze mit Motor kaum möglich zu sein. Deshalb ist der Plan jetzt, morgen zurück nach Arnis zu fahren. Dann das Boot auf den Trailer, nach Marina Neuhof bei Stralsund. In Stralsund können wir noch meine Tochter einsammeln, die mit dem Zug kommt. Den Tag, den wir mit dieser Aktion verlieren, gewinnen wir am Ende wieder, da ich nicht mit der Bahn zurück nach Arnis fahren muss, um das Auto zu holen.

Sonntag, 11.08.2024
Heute geht es also zurück nach Arnis. Der Laden im Hafen hat zwar zum Brötchenkauf geöffnet, aber heute am Sonntag eben wirklich nur zum Brötchenkauf, andere Lebensmittel kann man heute nicht kaufen. Vermutlich eine rein rechtliche Sache, ein normaler Lebensmittelladen darf am Sonntag nicht öffnen.
Wind aus Westnordwest mit 4 Bft. Unter Segel geht es bis zum Leuchtturm Bülk. Ab hier sind die Wellen, die aus der Förde kommen ziemlich hoch. Wir verlagern so viel Gewicht wie möglich nach vorne, um nicht immer wieder hart in die Wellen einzusetzen. Unter Motor geht es so über die Förde. Gleichzeitig gewinnen wir so etwas Höhe, so dass die weitere Fahrt unter Segel nach Schleimünde ein Anlieger wird. Dank Landabdeckung, trotz inzwischen Windstärke 5 ein schönes Segeln mit Fock und Groß im 2. Reff. Auf der Schlei geht es unter Motor weiter. Kurz nach 17:00 Uhr legen wir in Arnis an.

Montag, 12.08.2024
An einem Tag das Boot aus dem Wasser und wieder rein mit Mast legen und stellen, das haben wir noch nie gemacht. 07:00 Uhr piepst der Handy-Wecker. 09:20 ist das Boot auf dem Trailer und das Gepäck im Auto.
Bei Bad Segeberg und Lübeck gibt es ein paar Staus und irgendwo im Nirgendwo an der A20 ein Mittagessen bei Mc. Donalds. Kurz nach 16:00 Uhr sind bei der Marina Neuhof. Wir schaffen es gerade so, das Boot zu slippen, den Mast zu stellen und das Boot in eine Box zu verholen, dann muss ich auch schon zurück nach Stralsund, um meine Tochter abzuholen, die dort kurz vor 18:00 Uhr mit dem Zug ankommt. Auf der Rückfahrt zur Marina Neuhof kaufen wir noch einige Lebensmittel.
Von nun an sind wir zu dritt auf dem Boot, was uns jetzt schon eng vorkommt. Wie haben wir das vor 5 Jahren zu viert mit Hund gemacht? Na gut, letztes Jahr haben wir immerhin zu fünft + Hund in der Kajüte Kaffee getrunken, weil es regnete, irgendwie ging das auch.

Dienstag, 13.08.2024
Heute soll es nach Vitte auf Hiddensee gehen. Der Wind kommt aus Ost, anfangs mit Stärke 2, später zunehmend, so dass wir gleich segeln können. Bis zur öffnung der Ziegelgrabenbrücke 12:20 Uhr müssten wir über eine Stunde warten. Deshalb umfahren wir Dänholm nördlich und fahren mit gelegtem Mast unter der Brücke durch. Nachdem der Mast wieder steht, fahren wir unter Segel weiter. Bei Windstärke 4, später 5 geht es mit Fock und gerefftem Groß flott voran. Schönes Segeln, nur einmal möchte ein entgegenkommender Segler partout auf der von ihm aus linken Seite der Fahrrinne fahren, so dass ich auch auf die linke Seite ausweichen muss.
In der Fahrrinne nach Vitte kommen uns viele Boote entgegen, was hier ein immer ein schlechtes Zeichen ist. Und tatsächlich, nicht einmal an dem ganz landseitigen Steg, wo es für die meisten Boote schon zu flach ist, ist heute ein Platz frei. Ich bin schon fast versucht, es für heute hier aufzugeben, da entdecken wir noch eine Möglichkeit: eine Leine müssen wir lösen und hinter uns wieder fest machten, an Schilf vorbei, durch Seegras hindurch, das den Motor abwürgt, quetschen wir uns durch bis an den Steg. Heckpfähle gibt es hier nicht mehr, aber da hier ohnehin keiner hinkommt legen wir uns längsseits an den Steg.
Da wir zeitig angekommen sind, gehen wir heute nochmal an den Strand. Ob FKK oder Textil ist auf Hiddensee keine Frage, es macht jeder einfach so, wie er will. Aus dem Bad wird nur ein kurzes Untertauchen mit wenigen Schwimmzügen zurück zum Strand, das Wasser ist, wie auf Hiddensee immer, saukalt.

Mittwoch, 14.08.2024
Hiddensee ist immer wieder schön. Hier wollen wir einen Tag bleiben. Wir drehen unsere übliche Runde: von Vitte nach Kloster, Grieben, Enddorn. Dann zum Leuchtturm. Den Leuchtturm selbst besteigen wir heute nicht, Møn ist auch so zu sehen. Weiter zum Klausner und die Treppe runter zum Strand. Wacklig war die Treppe schon immer, aber jetzt ist sie gesperrt. Wir versuchen es trotzdem, und damit sind wir nicht allein. Zum Schluss wird es tatsächlich eine kleine Kletterpartie. Aber machbar, selbst für das Rentnerehepaar, das uns auf der Treppe entgegenkommt. Dann am Strand zurück nach Kloster und Vitte. Zum Schluss gehen wir nochmal Baden, wo ich die Untertauchzeit von gestern um einige Sekunden überbieten kann.

Donnerstag, 15.08.2024
Heute soll es nach Ralswiek zu den Störtebeker-Festspielen gehen. 2018 hatten wir die erste Vorstellung von diesem Zyklus gesehen, dann die weiteren, nur die von ursprünglich 2020, die wegen Corona zweimal verschoben wurde, also die mit dem Wolf, die haben wir verpasst. Dieses Jahr endet der Zyklus, auf dem Plakat ist im Hintergrund schon der Henker zu sehen.
Das Rauskommen von unserem Liegeplatz ist etwas mühsam, da ich wegen dem Seegras den Motor nicht verwenden kann und am Ende der Boxengasse noch ein Boot quer liegt. Aber mit Hilfe des Nachbarliegers geht's. Der Wind passt super, 3 aus West. Die Segel können wir schon in der Fahrrinne nach Vitte setzen. Schönes entspanntes Segeln. Die Wittower Fähre ist außer Betrieb, das Fährschiff ist nicht zu sehen, nur die alte, schon ziemlich rostige Vorgängerfähre liegt auf der Nordseite.
Auch auf dem Jasmunder Bodden passt der Wind noch, nur dass er ganz zum Schluss schwächer wird, so dass wir die letzte Meile mit Motor fahren. In der hintersten Ecke des Hafens finden wir eine freie Box. Da wir zeitig angekommen sind trinken wir noch Kaffee, anschließend gehen meine Tochter und ich noch mal baden, das Wasser hier ist angenehm warm. Erst als ich zum Hafenmeister gehe, sehe ich auf einem Schild, dass das Baden im Hafen verboten ist.
Trotz anfänglicher Sorge, dass es regnen könnte, bleibt es die während der Vorstellung trocken. Auch das Feuerwerk am Schluss ist wie immer sehr sehenswert.

Freitag, 16.08.2024
Brötchen kann man in der Nähe des Hafens bekommen, steht jedenfalls auf einem Schild. Probieren, ob das tatsächlich so ist, tue ich nicht. Ich habe in dem Glauben, dass es hier keine Einkaufsmöglichkeit gibt, gestern in Vitte die doppelte Menge gekauft. Nach dem Frühstück bringen wir meinen Sohn zur Bushaltestelle, er fährt nach Hause, da er morgen arbeiten muss.
Der Wind kommt immer noch aus West, etwas stärker als gestern, so dass wir anfangs noch das erste Reff ins Groß einbinden. Bis zum Anfang der Tonnenreihe und etwas weiter können wir segeln. Als der Kurs auf West wechselt, muss der Motor ran. Heute ist die Wittower Fähre in Betrieb, fährt die vielleicht nur am Wochenende?
Ab dem Abzweig nach Vitte können wir wieder segeln, da der Wind zugenommen hat mit dem 2. Reff. Wir fahren nach Schaprode, das ist nur rund eine Meile weiter als Vitte. Den Stress mit dem vollen Hafen tue ich mir wegen einer Nacht nicht nochmal an. In Schaprode findet man, zumindest mit einem kleinen Boot, immer einen Platz. Außerdem kann ich hier einen Kanister wieder volltanken.
Gegen 16:00 Uhr legen wir in Schaprode an. Auf der anderen Seite des Steges liegt schon eine weitere FAM und etwas später kommt sogar noch eine Dritte hinzu: Ein Ehepaar hat seine FAM hier geslippt und liegt die erste Nacht in der Nachbarbox. Das Boot ist mit einem Elektromotor ausgerüstet, hat aber nur 5 Seemeilen Reichweite.

Sonnabend, 17.08.2024
Für die nächst Zeit werden ein paar Tage mit mäßigem Wind vorhergesagt: Windstärke 3, maximal 4, heute Nordwest, morgen Nordost und dann wieder Nordwest. Gut für rund Rügen. Heute also nach Glowe.
Das Angebot des kleinen Ladens auf dem Campingplatz hat sich seit meinem letzten Besuch verbessert, man bekommt jetzt das Wichtigste an Lebensmitteln. Ich kaufe nur Brötchen. Nach dem Frühstück, gegen 10:00 Uhr geht es los. Zuerst unter Motor, nach dem Fahrwasser zwischen Bug und Bessin mit Segel. Wie vorhergesagt kommt der Wind mit Stärke 3 aus Nordwest, ein halber Meter Welle, gut für eine zügige Fahrt in Richtung Kap Arkona.
Wie immer weckt die Fahrt an dieser Küste entlang viele Kindheitserinnerungen. Hier oben auf dem Campingplatz am Bakenberg haben wir zu DDR-Zeiten mehrmals Urlaub gemacht. Anfangs noch ohne Auto: Am Abend mit dem Personenzug von Jena nach Leipzig, die Nacht durch im Liegewagen nach Bergen, im Morgengrauen wurde der Rügendamm überquert. Mit dem Bus weiter nach Nonnewitz. In meinen frühesten Kindheitserinnerungen gab es hier sogar Busse mit Personenanhängern. Ob es die tatsächlich gab, bin ich mir nicht sicher, ich habe jedenfalls im Internet nichts dazu gefunden. Auf dem Zeltplatz wurde man dann noch mit einem Barkas mit Ladefläche zu dem Platz, wo man das Zelt aufbaute, gebracht. Alles in allem eine Weltreise und für mich als Kind jedes Mal ein Erlebnis.

Kap Arkona umrunden wir mit eine halben Seemeile Abstand. Bis nach Glowe dauert es wie immer von hier aus länger, als man denkt. Zumal das Boot wegen des nachlassenden Windes immer langsamer wird, so dass wir für die letzten Meilen dann doch den Motor nehmen.
Der Hafenmeister winkt uns in eine freie Box, Liegeplatz Nummer 1. Was nicht der erste Liegeplatz ist, denn hier beginnt die Zählung, wie in der Digitaltechnik üblich, mit Liegeplatz 0.
Im „Arkonablick“ gibt es Eis, anschließend gehen wir noch einkaufen, der Netto hat hier bis 21:00 Uhr geöffnet.

Sonntag, 18.08.2024
Eigentlich wollte ich vor der Abfahrt einen weiteren Kanister volltanken, aber das misslingt: Das Kartenterminal an der Tankstelle im Hafen hält weder meine EC-Karte noch meine VISA-Karte für „berechtigt“, wozu auch immer. Und obwohl die Tankstelle jetzt zwischen 9:00 und 10:00 Uhr geöffnet haben sollte, ist auch kein Tankwart oder ähnliches da, den man fragen könnte. So schlimm ist das aber auch nicht, wir haben noch ausreichend Benzin.
Der Wind kommt schwach aus Nordost, dazu eine stärkere Dünung. Bei jeder Welle fallen die Segel ein und füllen sich wieder mit einem Ruck in die Schot. Kreuzen nervt so und so geht es weiter mit Motor. Wir fahren dicht am Hafen Lohme vorbei, ich will nur mal schauen. Außer einem - angeblich sehr guten - Fischrestaurant gibt es hier keine Versorgung. Aber mit Fisch kann ich bei meinen Kindern nicht punkten, auch ich selbst mag Fisch nur, wenn er keine Gräten hat. Deshalb haben wir diesen Hafen noch nicht besucht, obwohl er idyllisch liegt. Nach Lohme müssen wir eine halbe Seemeile Abstand zur Küste halten und bald können wir wieder segeln.
Vorbei geht es an den Kreidefelsen. Am Königsstuhl hat man, wie es von hier unten aussieht, eine freitragende Aussichtsplattform gebaut. Vermutlich ist der Kreidefelsen, der früher als Aussichtsplattform diente, nicht mehr stabil genug.
An der Hafeneinfahrt Sassnitz suche ich erst vergeblich den grünen Leuchtturm. Vermutlich für Renovierungsarbeiten hat man ihn mit einem Gerüst eingehaust. Im Hafen sind noch einige Liegeplätze frei. An den Köpfen der Stege steht, wo Boxen in welcher Größe zu finden sind. Für uns, in der kleinsten Größe, die immer noch viel zu groß ist, ist nur noch eine frei. Im Hafen findet gerade die „Sail Sassnitz“ statt. Deshalb liegen einige Traditionssegler im Hafen und deshalb ist hier Trubel mit Hüpfburg und Musikprogramm.

Wir entfliehen dem Trubel in die Stadt und finden hier sogar einen REWE, der heute, am Sonntag, geöffnet hat. Viel brauchen wir allerdings nicht und viel könnten wir auch nicht kaufen, da wir nichts mithaben, um irgendwelche Einkäufe zu transportieren.
Abends hat sich der Trubel gelegt und in der Pizzeria sind wieder ein paar Tische frei, so dass es heute für uns nochmal Pizza gibt.

Montag, 19.08.2024
Heute wollen wir nach Kröslin. Für Lauterbach wäre der vorhergesagte Nordwestwind unpassend und der für morgen angesagte Südwestwind passt auch für die Fahrt von Kröslin in Richtung Strelasund.
Brötchen kann man am Vortag beim Hafenmeister bestellen. Für unsere Verhältnisse zeitig, 9:20 Uhr, geht es los. Der Wind ist leider schwach und schläft irgendwann ganz ein. Also geht es mit Motor weiter.

Erst am späten Nachmittag kommt nochmal ein schwacher Wind auf, der uns die letzten 3 Meilen bis nach Kröslin bringt. Erstaunlich, dass die Optis, die es hier in großer Zahl gibt, bei dem schwachen Wind doch ganz anständig Fahrt machen.
Kröslin hatte ich vom letzten Mal wesentlich leerer in Erinnerung. Auch die schwimmenden Ferienwohnungen gab es da noch nicht. Trotz der vollen Stege macht der Hafen einen etwas ausgestorbenen Eindruck auf mich.

Dienstag, 20.08.2024
Der kleine Lebensmittelladen in der Nähe des Hafens wirkt ebenfalls verlassen und dunkel, er hat aber doch geöffnet. Ich bin lediglich der einzige Kunde, wegen dem es sich offenbar nicht lohnt, das Licht einzuschalten.
Gegen 9:30 Uhr geht es los. Obwohl Wind mit Stärke 4 von Süd auf Ost drehend vorhergesagt ist, kommt er vorerst nur schwach aus Südwest. Immerhin gut, um raus auf den Greifswalder Bodden zu kommen, in Richtung Strelasund geht es dann hoch am Wind. Sogar einen kleinen Holschlag muss ich machen, um die Richtung zu halten.
Irgendwann dreht der Wind nach einer kurzen Flaute doch auf Ost, besser Nordost. Allerdings auch nur schwach mit Stärke 2. An der Stahlbroder Fähre kommen wir noch vorbei, dann ist der Wind ganz weg. Und da hatte ich nun Sorge, dass es auf dem Greifswalder Bodden ruppig werden könnte, wegen Wind 4 aus Ost.
Dafür ist für die nächsten zwei Tage sehr viel Wind angesagt: 6, in Böen 7 aus West. Und Regen. Die letzten 2 „Seetage“ unseres Urlaubs. Was wir da machen, wissen wir noch nicht genau.
Heute fahren wir jedenfalls nur noch bis zur Marina Neuhof. Es ist 18:00 Uhr, mit der City Marina Stralsund würde das heute nichts mehr. Die Brücke wird nur noch einmal gegen 21:00 Uhr geöffnet und einen Liegeplatz bekommen wir um die Zeit sicher auch nicht mehr.
Immerhin kann ich so nach dem Abendessen testen, ob das Auto anspringt und ob die Bremsen nicht festgerostet sind. Ich habe da so meine Erfahrungen.

Mittwoch, 21.08.2024
Der Wind kommt heute tatsächlich mit geschätzt Stärke 6 aus West. Hier auf dem Sund ist das allerdings kein Problem. Zumindest in dem Sinne, dass es für unser Boot ungefährlich ist. Allerdings bremsen Wind und Wellen ganz schön. Wir sind gegen 11:00 Uhr losgefahren, normalerweise hat man so reichlich Zeit bis zur Brückenöffnung 12:20 Uhr. Heute schaffen wir aber gerade so noch 3 Knoten über Grund. Das könnte knapp werden.
Langsam mühen wir uns an dem Industriehafen vorbei, in dem ich, wenn ich mich nicht irre, die Wittower Fähre liegen sehe. Ob die hier überholt wird und immer nur am Wochenende zum Dienst nach Wittow fährt? Was für eine Arbeit könnte das sein, die sich mit so vielen Unterbrechungen sinnvoll ausführen lässt? Mir fällt nichts ein.
Die Brückenöffnung erreichen wir noch. Wir müssen sogar noch 5 Minuten warten. Und einen Liegeplatz in der City Marina bekommen wir auch. Wir können sogar unter einigen wenigen auswählen.
Wir gehen Einkaufen, trinken Kaffee und schauen uns den Start der Mittwochsregatta an, die trotz des starken Windes stattfindet. Zum Schluss essen wir noch in der Pizzeria direkt am Hafen Pizza, wir haben diesmal rechtzeitig einen Tisch reserviert.

Donnerstag, 22.08.2024
Heute gehen wir ins Ozeaneum. Vermutlich haben die meisten den gestrigen Regentag für den Besuch genutzt, die Schlangen an den Kassen sind heute jedenfalls erträglich. Das letzte Mal haben wir das Ozeaneum vor 14 Jahren bei unserem ersten Bootsurlaub besucht. Seitdem hat sich hier einiges getan. In meiner Erinnerung waren es damals im Wesentlichen nur Aquarien. Jetzt gibt es auch viele Informationen, ein Fokus liegt auch auf Naturschutz und der Sauberhaltung der Meere.
Gegen 14:00 Uhr müssen wir unseren Besuch beenden, wir hätten noch mehr Zeit hier verbringen können. Aber wir wollen die Brückenöffnung 15:20 Uhr erreichen.
Hinter der Brücke können wir nochmal segeln. Der Wind ist nicht so stark wie vorhergesagt, aber ideal zum Segeln. Je nach Richtung des Strelasundes Raumwind bis Anlieger. Nach einer reichlichen Stunde erreichen wir die Marina Neuhof.

Wieder ist ein Bootsurlaub zu Ende. Das Verlegen des Bootes in der Mitte des Urlaubs war neu. Aber im Nachhinein betrachtet eine gute Entscheidung. Mal sehen, wohin im nächsten Jahr die Reise geht.

Boot

Typ: FAM
Länge über Alles: 5,40 m
Breite über Alles: 2,05 m
Tiefgang ohne/mit Schwert: 0,3/1,1 m

Segelfläche:

Großsegel: 10,7 Quadratmeter
Fock: 4,5 Quadratmeter
Genua: 8,3 Quadratmeter

Verdrängung: etwa 750 kg

Motor: Außenbord, 4 PS, Zweitakt, 2,8 Liter Einbautank

Elektrik:

Batterie: 12 V, 12 Ah
Ladung über Solarpanel: 50 W, Fläche 65 cm × 50 cm und Lichtspule: 60 W
BSH-Beleuchtung (Zweifarblaterne, Hecklicht, Toplicht)
Pinnenpilot Raymarine ST1000 Plus
4 W Leuchtstoffröhre zur Kajütbeleuchtung
für diverse Ladegeräte (Handy, Kamera, Laptop, Funk) ein selbst gebauter Rechteck-Wechselrichter
Eigenbau-Peltier-Kühlbox 12 W

Törndaten

Gesamtstrecke: 276 Seemeilen
gesegelte Strecke: 147 Seemeilen
Strecke unter Motor: 129 Seemeilen
Benzinverbrauch: 40 Liter